Ich, der Suchende

 

Ich, der Suchende, der alles findet, nur nicht das, wonach er wirklich sucht.

In engen Grenzen erzogen, ich, der Sehende, wissend, dass es keine Grenzen gibt und sie dennoch akzeptiert.

Ich, der den ersten Kuss einer zufällig geworfenen Münze zu verdanken hatte, um danach im Spiegel ängstlich nach verräterischen Spuren Ausschau zu halten.

Der Rebell mit den langen Haaren, der zufällig die Rebellion erwischte und nicht wusste, wogegen er rebellierte, typisch ich.

Ich, so oft mit dem Kopf durch die Wand, nur um dahinter die nächste zu finden.

Der Aufsteiger, der Strahlemann, ich, unbekümmert, ohne zu überlegen.

Ich, der Denker, der durch sein Nachdenken seine Unbekümmertheit zerdachte.

Auf holpriger Straße die Liebe findend, ich, nur um sie an der nächsten Kreuzung wieder zu verlieren.

Ich, der sich niemals benutzen lässt, nur um immer wieder benutzt zu werden.

Der zornige und unbeugsame Zweifler, natürlich ich, der verzweifelt bis zur Selbstzerfleischung geht.

Ich, der Zuhörer und Vertraute, dem das Vertrauen fehlt.

Der Träumer, ich, mit dem Sinn für zu viel Realität.

Ich, der Einsame, der die Einsamkeit liebt und sie verflucht.

All diese Widrigkeiten kennend und doch stark genug, um nicht aufzugeben, das bin ich.

Ja, ich, der Suchende, der es liebt, nicht zu finden, wonach er wirklich sucht.